Der energieeffiziente Kerosinsparer
In diesem Modell stehen die Triebwerksschaufeln frei und sind nicht verkleidet. Dadurch wird das Flugzeug kraftstoffeffizienter.
Luftverkehr verbindet Menschen und Kulturen weltweit. Unternehmen erschließen dadurch neue Märkte auf allen Kontinenten und die Luftfahrt sichert so auch in Deutschland viele Arbeitsplätze. Der Luftverkehr hat aber nicht nur eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung, sondern auch eine hohe umweltpolitische Verantwortung. Flugzeuge erzeugen Treibhausgase, Lärm und Luftschadstoffe. Die Branche ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Daraus leitet sich die Klimaschutzstrategie des Luftverkehrs ab mit dem Ziel, die Belastungen durch diese Emissionen so gering wie möglich zu halten.
Angesichts der weltweit weiter wachsenden Nachfrage nach Luftverkehr unterbreite die deutsche Luftfahrt Vorschläge, wie der Luftverkehr nachhaltiger und besser in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen ist. Dazu wurde eine Erklärung mit einzelnen Vorschlägen veröffentlicht.
Schon im Jahr 2009 haben sich Fluggesellschaften, Flugzeughersteller, Flugsicherungen und Flughäfen weltweit auf eine Klimaschutzstrategie verständigt: Die Treibstoffeffizienz soll pro Jahr um 1,5 Prozent gesteigert werden, ab 2020 soll der Luftverkehr CO2-neutral wachsen und bis 2050 sollen gegenüber dem Jahr 2005 die netto-CO2-Emissionen der Luftfahrt um 50 Prozent sinken. Erreicht werden diese Ziele durch folgende Maßnahmen:
Mit der Senkung des spezifischen Energiebedarfs der Flugzeuge wird der Verbrauch von Kerosin und somit der CO2-Ausstoß pro Passagier reduziert. Zu den Maßnahmen gehören technische Innovationen im Flugzeug- und Triebwerksbau, optimal aufeinander abgestimmte betriebliche Prozesse am Boden und in der Luft sowie die Umsetzung des Einheitlichen Europäischen Luftraums (SES).
Um die Energieeffizienz zu steigern ist es am wirkungsvollsten, in neue Flugzeuge zu investieren, denn diese verbrauchen aufgrund technischer Innovationen der Flugzeug- und Triebwerkshersteller mit jeder neuen Flugzeuggeneration deutlich weniger Energie und emittieren damit weniger CO2und andere Schadstoffe.
Mit der Optimierung der Auslastung von Flugzeugen werden die spezifischen Emissionen pro Verkehrsteilnehmer gesenkt. Darüber hinaus kann die Effizienz beim Betrieb von Flugzeugen gesteigert werden, wenn alle Beteiligten ihre Prozesse optimal aufeinander abstimmen. Der Einsatz von Triebwerken am Boden wird dadurch reduziert und so Kerosin und CO2-Emissionen eingespart.
Ein weiterer Beitrag kann bei der Flugsicherung durch einen Einheitlichen Europäischen Luftraum erreicht werden. Dieser würde zu einer Reduzierung von Umwegflügen und Warteschleifen beitragen und damit zu einem verringerten Energieverbrauch.
Mit diesen Maßnahmen wurde bereits seit vielen Jahren im deutschen Luftverkehr der Kerosinbedarf vom Verkehrswachstum entkoppelt: Der deutsche Luftverkehr hat sich seit 1990 zwar mehr als verdreifacht. Aber der Kerosinbedarf ist im gleichen Zeitraum nur um 117 Prozent gestiegen.
Die Entkoppelung von Verkehrswachstum und CO2-Emissionen spiegelt sich im spezifischen Kerosinverbrauch wider: Seit 1990 haben die deutschen Fluggesellschaften ihren Treibstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen pro Passagier und 100 Kilometer um 44 Prozent verringert.
Im Vergleich: 1990 benötigte ein Flugzeug noch durchschnittlich 6,3 Liter pro Passagier und 100 Kilometer. Im vergangenen Jahr verbrauchte die Flotte der deutschen Fluggesellschaften durchschnittlich nur 3,55 Liter Kerosin auf der gleichen Strecke.
Um langfristig CO2-neutral fliegen zu können, bedarf es der Entwicklung neuer Flugzeugkonzepte und alternativer Kraftstoffe und Antriebe sowie einer politischen Unterstützung und Förderung, um deren Anwendung marktfähig zu machen.
Bei der Frage, ob Fliegen ohne CO2-Emissionen möglich ist, spielen alternative Kraftstoffe und elektrische Antriebe eine entscheidende Rolle. Während alternative Kraftstoffe aus Biomasse technisch gesehen in konventionellen Triebwerken eingesetzt werden können, stecken die Herstellung von Kerosin aus Erneuerbaren Energien und die Entwicklung von elektrischen Antrieben oder neuartiger Flugzeugkonzepte noch in den Anfängen.
Um langfristig CO2-neutral fliegen zu können, bedarf es daher einer weiteren Forschung und Entwicklung und einer Förderung, um deren Anwendung marktfähig zu machen. Die Erreichung des Ziels „CO2-neutral fliegen“ ist deswegen nur langfristig möglich.
Da der weltweite Luftverkehr weiter um etwa 5 Prozent pro Jahr wachsen wird, reicht die Senkung des spezifischen Treibstoffverbrauchs nicht aus, um den Anstieg der CO2-Emissionen zu stoppen. Daher wurde auf UN-Ebene bei der Luftfahrtorganisation ICAO das internationale Offsetting-System CORSIA beschlossen, mit dem ab 2020 das wachstumsbedingte CO2kompensiert wird.
Das Ziel „CO2-neutral fliegen“ ist nur langfristig erreichbar. Gleichzeitig wächst das Transportaufkommen im internationalen Luftverkehr um ca. fünf Prozent pro Jahr. Zwar steigen die CO2-Emissionen nicht im gleichen Maße wie die Verkehrsleistung. Aber: auch in den nächsten Jahren wird es laut gängiger Prognosen keine absolute Senkung der Emissionen im internationalen Luftverkehr geben.
Daher brauchen wir als Ergänzung zu den tragenden Säulen Technologie- und Infrastrukturverbesserungen sowie operativer Maßnahmen ein marktbasiertes Instrument zur Kompensation der wachstumsbedingten Emissionen des Luftverkehrs. Die UN-Luftfahrtorganisation ICAO hat daher 2016 beschlossen, dass auf internationaler Ebene ab 2020 das Offsettingsystem CORSIA eingeführt werden soll.
Dieses Offsetting-System funktioniert wie folgt: Das UN-Klimasekretariat koordiniert die Sammlung und Zertifizierung von Projekten weltweit, mittels derer CO2-Emissionen reduziert werden. Die Finanzierung der Projekte erfolgt über Zertifikate, die an der Börse gehandelt und somit erworben werden können. Der Erwerb dieser Zertifikate erfolgt dann durch die Fluggesellschaften entsprechend der Auflagen, die von der ICAO mit dem globalen marktbasierten Klimaschutzinstrument vorgeschrieben sind.
Um nahezu klimaneutral fliegen zu können, werden – über die Reduzierung der CO2-Emissionen hinaus – zwei wesentliche Ansatzpunkte diskutiert: NOx-Emissionen und Kondensstreifen. Die Klimawirkung ist abhängig von deren Reaktionen in der Atmosphäre sowie von ihrer Verweildauer und geografischen Ausbreitung.
Während über die Klimawirkung wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse vorliegen, besteht im Hinblick auf die genaue Klimawirkung von Kondensstreifen und den daraus gegebenenfalls entstehenden Zirruswolken noch weiterer Forschungsbedarf.
Um die NOx-Emissionen zu verringern, hat sich die europäische Luftfahrtforschung zum Ziel gesetzt, die Verbrennungsprozesse soweit zu optimieren, dass im Vergleich zu einem Flugzeug von 2000 nur noch 10 Prozent NOx-Emissionen entstehen.
Die Bildung von Kondensstreifen und Wolken ist abhängig von den beim Flug herrschenden meteorologischen Bedingungen. Dieser Zusammenhang wurde unter anderem beim DLR–Projekt »WeCare« bestimmt werden. Daran anknüpfend soll geprüft werden, ob und wie mit der entsprechenden Planung eines Flugverlaufs ein Beitrag zum klimaneutralen Flugverkehr leistbar wäre. Auch hier ist noch weiterer Forschungsbedarf und Zeit nötig, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu festigen und dann in die Praxis umzusetzen.
Flugzeuge sind immer effizienter unterwegs durch innovative Technik, bessere Auslastung und ein intelligentes Miteinander aller Partner.
Neue Verfahren zur Kerosinherstellung, alternative Antriebe sowie klimaoptimierte Flugverfahren werden in Zukunft ein nahezu klimaneutrales Fliegen ermöglichen.
Der Luftverkehr kompensiert CO2 über den Kauf von Zertifikaten oder durch die Finanzierung nachhaltiger Klimaschutzprojekte.