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Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den Luftverkehr?

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Der fortschreitende Klimawandel hat nachweisbare Auswirkungen auf die globalen Wetterverhältnisse und damit auch auf den Luftverkehr – zum Beispiel durch starke Stürme oder extreme Hitze- und Kälteperioden. Um die globale Erderwärmung und den Klimawandel zu begrenzen, hat sich die UN im Pariser Abkommen daher konkrete Klimaziele gesetzt: So soll die Oberflächentemperatur der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr als zwei Grad Celsius zunehmen, wenn möglich sogar nur anderthalb. Dieses sogenannte Zwei-Grad-Ziel soll verhindern, dass die Polkappen komplett abschmelzen und das globale Klimasystem kollabiert. Auch vor diesem Hintergrund haben die Mitgliedsstaaten der UN-Luftfahrtorganisation ICAO im Oktober 2016 ein globales CO2-Kompensations-System für den Luftverkehr beschlossen, das 2020 in Kraft tritt. Damit ist die Luftverkehrsbranche weltweit der erste und bislang einzige Industriesektor mit einem eigenen marktbasierten Klimaschutzinstrument.

Wetterphänomene häufen sich

Bereits heute sind die Auswirkungen der Erderwärmung für den Luftverkehr deutlich zu spüren. Den größten Einfluss haben atmosphärische Veränderungen wie Wirbelstürme und Gewitterfronten, die sich immer häufiger und schneller bilden. Das führt nicht nur zu einer höheren Frequenz an Stürmen, sondern auch zu einer stärkeren Ausprägung derselben – auch dort wo sie bislang nicht typisch waren. Im Mittelmeerraum lässt sich etwa beobachten, dass Kumulus-Wolken immer höher und zudem schwerer einschätzbar werden. Die erhöhte Feuchtigkeit in den Wolken führt zu einem stärkeren Eisgehalt in den höheren Schichten. Damit steigt auch das Risiko für Flugzeuge, wenn etwa größere Hagelbrocken in die Flugzeugturbinen gelangen und sie beschädigen. Derartige lokale Entwicklungen und die Auswirkungen kleinerer Tiefdruckgebiete sind selbst auf kurze Sicht kaum vorhersagbar, ganz im Gegensatz zu größeren Phänomenen, die z.B. durch global organisierte Systeme wie die „World Area Forecast models“ abgedeckt werden. In vielen Regionen sorgt eine Verstärkung und Verlagerung der Höhenströmungen (Jetstreams) in Richtung der Pole außerdem für signifikant gestiegene Turbulenzen für Flugzeuge – etwa über dem Nordatlantik.
Ein weiteres Phänomen mit Auswirkungen für den internationalen Luftverkehr sind aufgrund der abschmelzenden Polkappen auch steigende Meeresspiegel. Bis zum Ende des Jahrhunderts soll dieser um voraussichtlich 40 Zentimeter steigen. So werden schmelzende Gletscher und der steigende Meeresspiegel insgesamt gerade an Flughäfen in See-Nähe und auf tropischen Inseln zu Sturmfluten und Überschwemmungen führen und Schutzmaßnahmen erfordern, z.B. Dämme oder Drainagepumpen.
Jahreszeitliche Veränderungen wie tropische Regenfälle und daraus resultierende Tropenstürme oder andere Phänomene sind hingegen häufig bekannt – letztere entstehen immer dort, wo hohe Gebirge auf warme Meere treffen. Hier lassen sich die Auswirkungen auf die Luftfahrt berücksichtigen und Gegenmaßnahmen ergreifen, etwa durch optimierte Flugrouten oder ein stabileres Flugzeugdesign.

Wetter stellt Flugsicherung und Infrastruktur vor Herausforderungen

Mit extremen Wetterlagen klarzukommen ist auch für die Flugsicherung nichts neues, sondern Teil des täglichen Geschäfts. Die auftauchenden Wetterphänomene sind nicht neu. Was neu ist, ist ihre Intensität. Gewitter sind nicht nur größer und statischer geworden, sondern reichen auch höher. Das macht sie für den Luftverkehr zunehmend gefährlicher, weil vermehrt Turbulenzen drohen und Flugzeuge so stärkeren Belastungen ausgesetzt sind. Auch Faktoren wie unerwarteter Schneefall in Nähe der Flughäfen führen aufgrund des Überraschungseffektes dazu, dass diese teilweise den Flugbetrieb einstellen müssen. Stürme und Blitzeinschläge sorgen ebenfalls für Schäden und Verzögerungen im Flugbetrieb. Schlägt beispielsweise ein Blitz in ein Flugzeug ein, muss dieses zunächst vollständig auf seine Funktionsfähigkeit geprüft werden. Fluggesellschaften und Flughäfen müssen ihre Prozesse demnach an die neuen, lokalen Bedingungen anpassen, zum Beispiel die Landeprozesse oder die Enteisung von Flugzeugen.

Gemeinsam Lösungen entwickeln

Alles in allem lässt sich bei den zunehmen Klimaphänomenen keineswegs von weltweit einheitlichen Auswirkungen sprechen, da sich die klimatischen Bedingungen und auftretenden Wetterphänomene regional stark unterscheiden und sich auch zukünftig unterschiedlich entwickeln werden. Die neuen Bedingungen erfordern daher einen multidisziplinären Ansatz, der bisherige Prozesse in der Luftfahrt an die klimatischen Phänomene anpasst und Risiken minimiert. Hier müssen Industrie und Wissenschaft zusammenarbeiten, um Vorhersagemodelle und Strategien für die Zukunft zu entwickeln.

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