Meilenstein auf dem Weg zum CO2-neutralen Fliegen

05.10.2021
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Die weltweit erste Anlage zur industriellen Produktion von synthetischem Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) hat im niedersächsischen Werlte ihren Betrieb aufgenommen. Zunächst wird die  Anlage jährlich etwa 350 Tonnen synthetischen Kraftstoff herstellen. Dies markiert einen wichtigen Schritt für den Markthochlauf und damit einen echten Meilenstein auf dem Weg zum CO2-neutralen Luftverkehr: Politik und Industrie haben sich gemeinsam zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 jährlich 200.000 Tonnen PtL-Kerosin zu produzieren. Zu den ersten Kunden des synthetischen Kerosins aus dem Emsland gehört die Lufthansa Group. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, in den nächsten fünf Jahren mindestens 25.000 Liter jährlich abzunehmen.

Die Verfahren zur Herstellung von nachhaltigen strombasierten Kraftstoffen sind bekannt und erprobt. Die Kraftstoffe, bei deren Verbrennung lediglich das CO2 freigesetzt wird, das zuvor im Herstellungsprozess der Umgebung entzogen wurde, gelten als Schlüssel für das CO2-neutrale Fliegen. Doch bisher gibt es PtL-Kraftstoffe nur in kaum relevanten Mengen. Mit der Anlage im Emsland, die von der gemeinnützigen Organisation Atmosfair betrieben wird, wird die Produktion nun zum ersten Mal in den industriellen Maßstab übertragen. Damit nehmen die Projektpartner und der Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland eine weltweite Vorreiterrolle ein.

Zur Erzeugung von PtL-Kerosin werden Wasser, CO2 und Strom aus Erneuerbaren Energien benötigt. Besonders wichtig waren den Betreibern strenge Nachhaltigkeitskriterien: Der Strom kommt deshalb  aus Windrädern und Solaranlagen der Region, das  CO2 wird der Umgebungsluft sowie Biogasanlagen auf dem Gelände, die ausschließlich Abfälle aus der Nahrungsmittelproduktion verarbeiten, entnommen. In der Anlage wird zunächst aus Wasser mittels Elektrolyse grüner Wasserstoff gewonnen und in weiteren Prozessschritten wird daraus unter Zugabe des CO2 synthetisches Rohöl erzeugt. Dieses wird anschließend in der Raffinerie Heide in Schleswig-Holstein zu synthetischem Kerosin aufbereitet und von dort schließlich an den Flughafen Hamburg geliefert. Atmosfair plant, weitere Anlagen nach dem Vorbild aus Werlte zu errichten. Diese sollen auch in Entwicklungs- und Schwellenländern entstehen, wo die klimatischen Bedingungen eine bessere Nutzung der Solarenergie ermöglichen.

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